Weil der Lebensraum für die Fische im verschlammten Wasser des Stadtwaldweihers zuletzt immer geringer wurde, hatte sich mags entschlossen, den Weiher zu entschlammen. Eine solche Entschlammung war nach Angaben der Stadt Mönchengladbach seit Jahrzehnten nicht mehr geschehen. Die Arbeiten begannen am 30. November 2020. Voraussichtlich Ende Februar 2021 werden sie abgeschlossen sein. Dann sind mindestens 1500 Tonnen Schlamm aus dem Weiher gesaugt worden. Vorsorglich wurden Tausende Fische umgesiedelt. Das gesamte Projekt wird finanziert von mags.
Wenn Fische umziehen
Zwei Tage, vier Fangnetze, sechs Männer und zwei Boote: Mit einigem Aufwand ist es gelungen, den Fischbestand des Stadtwaldweihers vor Beginn der Entschlammungsarbeiten wohlbehalten in den Volksgartenweiher zu transportieren. Zwei Mitarbeiter der niederländischen Firma Kooistra Visserij Tholen, die auf diese Art Lebendumzüge spezialisiert ist, fanden bei ihrem zweitägigen Unterfangen tatkräftige Unterstützung von Mitgliedern des Anglervereins Mönchengladbach und Rheydt 1935. Der Verein hat den Weiher von der Stadt Mönchengladbach gepachtet und besitzt das Fischereirecht für das Gewässer an der Dahlener Straße.
Es ist neun Uhr in der Früh. An diesem kalten Novembermorgen ist es ruhig im Stadtwald, einige Läufer ziehen stumm ihre Runden, hier und da führen Spaziergänger ihre Hunde aus. Das Geräusch eines Pick-ups bohrt sich in die Idylle. Das Gefährt mit niederländischem Kennzeichen parkt unmittelbar am Weiherufer. Auf der offenen Ladefläche sind zwei Boote und ein großes, mit Wasser befülltes Sauerstoffbehältnis zu sehen. Zwei Männer springen heraus und beginnen mit den Vorarbeiten für den großen Fischumzug.
Mithilfe eines Elektroantriebs lassen sie zwei Boote zu Wasser, von einem werden sie später sorgsam Fisch für Fisch einzeln aus dem Weiher heben. Das zweite, etwas größere Boot besitzt eine Winde. Über die gelangen die Fangnetze ins Wasser, die Männer spannen sie quer, unterteilen so den Weiher in vier Bereiche. „Die Bereiche werden nun nach und nach mit dem Käscher abgefischt. Das ist die effektivste Methode“, erklärt Tim Giebels, Meister der mags-Grünunterhaltung, Leiter des Projekts und selbst leidenschaftlicher Angler.
„Der November ist auch die beste Zeit, um Fische schonend umzusiedeln. Sie befinden sich dann in Winterruhe, und im kühlen Wasser leben keine Krankheitserreger mehr.“
Hans Püllen, Geschäftsführer des Anglervereins Mönchengladbach und Rehydt 1935 e.V.
Die Netze sind gespannt, jetzt kann es ans Fischen gehen. Besser gesagt, ans Elektrofischen: Das Netz des Käschers, mit dem die Männer vom Boot aus arbeiten, ist geringfügig unter Strom gesetzt, was bewirkt, dass die Fische in einem Umkreis von zwei Quadratmeter sehr kurzfristig betäubt werden. In der Folge kommen sie aus dem Wasser hoch und können behutsam aus dem Weiher gefischt werden. Die beiden Männer setzen ihren Fang in mit Wasser gefüllte Eimer. Zwei solche Eimer haben sie an Bord. Sind sie befüllt, geht es direkt zum Ufer, wo der Pick-up wartet.
Fertig für den Umzug in den Volksgartenweiher. Auch dieser große Karpfen zieht von Rheydt in den Volksgarten um. Fotos (2): Susanne Jordans
Je nach Gewicht der Fische müssen die Mitglieder des Anglervereins mithelfen, wenn es heißt, die Fische aus ihren Eimern in das Sauerstoffbehältnis zu setzen. Immerhin sind es am Ende zehn Wild-, Marmor- und Graskarpfen je zehn bis 15 Kilogramm, acht noch schwerere Exemplare, 20 Spiegelkarpfen bis zu 90 Zentimeter Länge, 19 Bresen mit insgesamt 53 Kilogramm, 31 erwachsene Hechte, darunter ein Elf-Kilogramm-Exemplar, 12 Aale und Tausende kleinere Rotaugen und Bresen, die an diesen zwei Tagen nach und nach in das Sauerstoffbehältnis gehievt werden. „Der See ist schon ordentlich voll“, stellt Püllen fest. Jedes Mal, wenn ausreichend Fische im Behältnis schwimmen, geht es für die Tiere direkt zum Volksgartenweiher. In ihrer neuen Heimat dürfen die Fische dann bleiben.
Aufgrund der Schlammmassen im Stadtwaldweiher hatte der Wasserkörper zuletzt immer mehr abgenommen. „Hatte ein Fisch in den Vorjahren ordentliche 1,50 Meter Lebensraum, waren es zum Schluss noch 80 Zentimeter. Das ist zu wenig für eine gesunde Sauerstoffentsorgung“, sagt Püllen.
Übrigens: Der Angelverein freut sich immer über neue Mitglieder. Wer Interesse hat, informiert sich auf der Website des 150 Mitglieder zählenden Vereins: www.anglerverein-mg-ry.de
Die Entschlammung des Stadtwaldweihers
Bis Ende Februar 2021 lässt mags mindestens 1500 Tonnen Schlamm aus dem Stadtwaldweiher saugen.
Sand … … und Kies werden voneinander getrennt. Der Schlamm wird über dieses Laufband in den nächsten Container befördert. Die Anlage trennt den Schlamm aus dem Weiher von Wasser. Der beprobte Schlamm wird auf einen Lkw aufgeladen und zur Entsorgung abtransportiert. Fotos: Silvana Brangenberg
Die auf solche Arbeiten spezialisierte Kurstjens Entwässerung und Nassbaggertechnik aus Longuich bei Trier ist mit schwerem Gerät angerückt. Auf dem Parkplatz an der Dahlener Straße ist das Herzstück des aufwendigen Projekts aufgebaut: Eine Anlage, die mithilfe einer Zentrifuge den aus dem Weiher gepumpten Schlamm vom Wasser trennt.
Danach wird der Schlamm beprobt. Ist er belastet, wird er ordnungsgemäß entsorgt. Unbelasteter Schlamm wird nach und nach auf Sattelzüge verladen und zu einer Dinslakener Bodenbehandlungsanlage transportiert. Dort werden unbelastete Schlämme saniert und im Rahmen von Bodensanierungen wiederverwertet. „Trockener Schlamm ist natürlich leichter als nasser. Also versuchen wir, dem Schlamm so viel Wasser wie möglich zu entziehen, denn das Gewicht bestimmt den Preis“, sagt Stefan Brück von Kurstjens.
Und wie gelangt nun der Schlamm aus dem Weiher in die Zentrifuge? Mithilfe eines Schneidkopfschwimmsaugbaggers. Noch nie gehört? Wir auch nicht. Bis wir am Stadtwaldweiher waren und den Saugbagger in Augenschein nehmen konnten. Der wendige Schneidkopfschwimmsaugbagger durchkämmt im Zickzack-Kurs Stück für Stück das komplette Gewässer. Alle 30 Zentimeter saugt er Schlamm auf. Und das montags bis freitags, von 7 bis 16 Uhr.
Im Anschluss wird der aufgesaugte Schlamm zu der weiter oben beschriebenen Anlage gepumpt. Drei Container stehen bereit: für Schlamm, für Grobstoffe wie Blätter, Steine und Stöcke sowie für Sand. Drei bis vier Sattelzüge Schlamm transportiert Kurstjens an einem Arbeitstag nach Dinslaken. Stefan Brück hoffe, das Volumen demnächst auf vier bis fünf Züge hochfahren zu können. Dann muss der Schneidkopfschwimmsaugbagger noch emsiger seine Zickzack-Kurse auf dem Weiher fahren.
mags im Fernsehen – der Dreh zur Entschlammung
mags ist regelmäßig Thema auch in Fernsehbeiträgen des ZDF, Kabel Eins und WDR. Zuletzt sendete Kabel Eins ein 12-minütiges Feature über die Arbeit der Mülldetektive des Stadtbetriebs.
Jetzt drehte der private Fernsehsender DMAX eine Reportage zur Entschlammung des Stadtwaldweihers. DMAX ist für seine Reportagen bekannt. Auch Dokumentationen, Real-Life-Programme und Lifestylemagazine gehören zum Repertoire des Münchener Senders. Eine der beliebtesten DMAX-Serien ist „Deutschland 24/7“. Die 45-minütigen Beiträge stellen immer jeweils drei „Anpacker-Berufe“ vor, die system- oder gesellschaftsrelevant sind.
Einen Tag lang hat ein Fernsehteam für den TV-Sender DMAX die Weiherentschlammung mit der Kamera begleitet. Foto: Silvana Brangenberg Foto (2): Tim Giebels Stefan Brück von Kurstjens beantwortet vor der Kamera die Fragen zur Weiherentschlammung.
Die Entschlammung des Weihers passt da gut hinein, und deswegen ist das mags-Projekt im Stadtwald Thema in einer der kommenden Sendungen. „Das DMAX-Team steht immer in Kontakt mit Kurstjens. Als sie erfuhren, dass die Firma nun den Mönchengladbacher Stadtwaldweiher entschlammt, haben sie sich sofort entschlossen, dazu etwas zu machen“, sagt Johanna Rheinländer, Regisseurin der Münchener Produktionsfirma Just Five Media, die den Beitrag für DMAX vorproduziert.
Kurstjens ist normalerweise für die Entschlammung von Industrieanlagen zuständig – die malerischen Szenen im herbstlichen Stadtwald bieten noch einmal ganz andere Bilder. „Es ist ein sehr schönes Ambiente, das sich uns hier bietet“, findet auch Regisseurin Kerstin Grüber.
Gemeinsam mit Kameramann und Tonmeister produzieren sie vier bis fünf Stunden Filmmaterial, das dann innerhalb einer Woche von der Kölner Produktionsfirma RedSeven Entertainment auf 15 Minuten heruntergeschnitten wird. “Dabei gehen Text und Bilder schon noch dreimal hin und her“, erklärt Johanna Rheinländer den Aufwand, der für eine Viertelstunde TV-Beitrag anfällt. Ausstrahlen wird DMAX die Entschlammung des Stadtwaldweihers im Frühjahr 2021.
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