Mönchengladbach ist längst als DIE grüne Großstadt am linken Niederrhein bekannt. Seit 2018 kommen etliche Farbtupfer dazu. Immer mehr schnödes, tristes Straßenbegleitgrün verwandelt sich seitdem in blühende Insektenbiotope. Mehrjährige Wildblumen und Stauden zieren zahlreiche Straßenränder, Mittelinseln und Kreisel im Stadtgebiet. Aber wie kam es überhaupt dazu?
Von der Not zur Tugend
Wenn sich eine Sparmaßnahme zum ökologischen Mehrwert und Blickfang entwickelt, dann klingt das Ganze doch nach einem erfolgreichen Projekt. Alles begann mit dem städtischen Haushaltssanierungsplan und der Auflage, den Pflegeaufwand und damit die Kosten für den Unterhalt des Straßenbegleitgrüns zu senken. Im Herbst 2017 startete deshalb die mags-Grünunterhaltung ein Pilotprojekt. Das Ziel: pflegeintensive Rasenflächen, die schwer zugänglich sind und mehrmals im Jahr gemäht werden müssen, durch pflegeleichte Wildblumen und Stauden ersetzen. Sowohl in der Rheydter Innenstadt als auch im Nordpark entstehen Testflächen.
Auf 1.700 Quadratmetern Mittelstreifen der B230 vom Rheydter Hauptbahnhof bis zur Mühlenstraße wird eine Schicht Boden zur Standortverbesserung ausgetauscht. Zusätzliche Nährstoffe und Sand sollen eine optimale Voraussetzung für eine Wildblumensamenmischung schaffen. Auf der zweiten Testfläche im Nordpark werden parallel vier verschiedene Staudenmischungen mit wohlklingenden Namen wie „Tanz der Gräser“ oder „ Indian Summer“ gepflanzt. Während die Stauden direkt ein Hingucker sind, machen es die Testbeete für Wildblumen spannend. Wochenlang beäugt Jan Biehl, Leiter der mags-Grünunterhaltung, nervös den Boden.
Ich musste schon fast mit einer Lupe gucken. Als die ersten grünen Triebe endlich zum Vorschein kamen, fiel mir ein großer Stein vom Herzen.“
Jan Biehl, Leiter mags-Grünunterhaltung
Die erste Wilblumen-Testfläche ist noch nicht perfekt, aber die mags-Grünunterhaltung weiß, wo sie ansetzen muss. Für Mönchengladbach werden Mischungen entwickelt, die mit über 30 verschiedenen Wildblumen und Kräutern ein optimales Nahrungsangebot für Schmetterlinge, Bienen und Hummeln bieten – und das mitten in der Stadt. Im Herbst 2018 ist es soweit. mags verkündet, dass in den Wintermonaten 90.000 Quadratmeter ehemaliges Straßenbegleitgrün in bunt blühende Flächen verwandelt werden. Über das gesamte Stadtgebiet verteilt rücken Bagger an, und der Bodenaustausch beginnt.
Wir wollten, dass die Bürger in jedem Stadtteil einen Hingucker bekommen.“
Jan Biehl, Leiter mags-Grünunterhaltung
Geplant sind 50.000 Quadratmeter Blumenwiese und 40.000 Quadratmeter Staudenmischpflanzungen. Etwa 160 verschiedene Standorte werden umgewandelt – vom Kreisverkehr in Wanlo über den kompletten Willicher Damm und Nordring bis hin zur Kleinenbroicher Straße in Giesenkirchen.
Die besondere Herausforderung war die unterschiedliche Beschaffenheit der Standorte. Trocken, sonnig, schattig, viel Verkehr … auf alles mussten wir mit abgestimmten Böden und Mischungen reagieren, damit das Ganze funktioniert.“
JAN BIEHL, LEITER MAGS-GRÜNUNTERHALTUNG
Schon im ersten Jahr blühen die neu angelegten Flächen von Mai bis in den Herbst hinein. mags erhält für das stadtweite Projekt viel Zuspruch von den Mönchengladbachern. Spaziergänger, Autofahrer und Fahrradfahrer schicken Fotos oder posten sie in sozialen Netzwerken, Schulklassen malen Postkarten mit Blumenflächen, um sich zu bedanken, viele Hobbygärtner rufen uns an, um Tipps zum Nachmachen zu erfahren.
Es geht weiter!
Im September 2019 fällt der Startschuss für weitere 75 Staudenflächen im Mönchengladbacher Straßenbegleitgrün. Außerdem werden die Beete aus dem Vorjahr mit Blumenzwiebeln wie Narzissen, Krokusse und Tulpen ergänzt, die den Anlagen im Frühjahr 2020 eine ganz besondere Pracht verleihen sollen.
Die Gründe für die Umgestaltung sind dieselben wie auch für alle anderen Flächen:
- Steigerung der Attraktivität der Grünfläche
- Pflegereduzierung für die Grünunterhaltung
- Höherer ökologischer Wert
Es kommt noch vor, dass sich Bürger über die Arbeiten bei der Vorbereitung der Flächen beschweren. Wenn sie später die blühenden Stauden sehen, sind sie allerdings restlos überzeugt von unserer Bepflanzung.“
JAN BIEHL, LEITER MAGS-GRÜNUNTERHALTUNG
Bienenfreundlichkeit hat bei der GEM – ein Tochterunternehmen von mags – übrigens Tradition. Auf dem Betriebsgelände am Nordpark schwärmen schon seit Jahren die Artgenossen des GEM-Maskottchens „Max“ ein und aus. In insgesamt zehn Bienenstöcken leben aktuell rund eine halbe Million Honigbienen. Sie alle finden durch die vielen Linden im Nordpark ausreichend Nektar. Zwei Mal pro Jahr kann auf dem Gelände der GEM Honig geerntet werden. Abgepackt in kleinen Probiergläschen verteilen mags und GEM den Honig immer wieder auf Veranstaltungen im Stadtgebiet.
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