Schlangen, Kaninchen, Bachstelzen, Geckos – im Alltag der Abfallwirtschaft kommt es immer wieder zu besonderen Einsätzen mit Herz. Der Grund sind oft Menschen ohne Herz, die ihre Haustiere an Containern abstellen oder sogar zum Sperrmüll geben.
Schlangen am Papiercontainer abgestellt
Bei den Reinigungsarbeiten am Containerstandort Am alten Friedhof in Giesenkirchen entdecken zwei Müllwerker im Juli 2017 eine zugeklebte Styropor-Box. Auf einen lebenden Inhalt deutet ein Loch hin, das offensichtlich der Sauerstoffzufuhr dient. Die Box ist auch ungewöhnlich schwer. Die Mitarbeiter lösen vorsichtig das Klebeband und sehen mehrere Schlangenköpfe – Pythonköpfe, wie sich später herausstellt. Nach diesem Schreck werden Polizei und Feuerwehr gerufen, und die zehn Schlangen landen letztlich in der Obhut von Reptilienexperten. Von dort aus wurden sie hoffentlich in bessere Hände vermittelt.
Kaninchen in Transportkorb fast erfroren
Im Januar 2018 werden wieder ausgesetzte Tiere an einem Containerstandort entdeckt. Diesmal sind es zwei Kaninchen in Rheydt an der Dahlener Straße Ecke Bachstraße. Die beiden haben sich in ihrem Transportkorb zusammengekauert, ihr Fell ist aufgestellt – ein Zeichen dafür, dass ihnen kalt ist. Wären sie an diesem Abend nicht entdeckt worden, hätten sie wahrscheinlich die Nacht nicht überlebt. So hatten sie Glück im Unglück: Sie wurden von unseren Müllwerkern zunächst mit ins warme Fahrzeug genommen und später über das Mönchengladbacher Tierheim weitervermittelt.
Bachstelzen brühten im LKW
Im Juli 2019 sorgt ein Zugfahrzeug aus unserem Fuhrpark für Aufsehen. Der Lkw macht sich Richtung Müllverbrennungsanlage auf den Weg nach Krefeld oder Düsseldorf – und wird von Bachstelzen verfolgt. Die beiden Vögel schimpfen und wirken verzweifelt, bis sie die Kraft verlässt und sie wieder abdrehen. Einem Mitarbeiter unseres Wertstoffhofes ist sofort klar: Da ist ein Nest im Lkw. Der Hobby-Ornithologe, der sich auch um die vielen Vogelhäuschen auf unserem Betriebsgelände kümmert, gibt direkt den Hinweis, dass es ein Versteck zu suchen gilt. Bachstelzen verstecken sich, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Und in der Tat: Erst als der Lkw halb auseinandergebaut ist, wird das Nest zwischen Verkabelungen unter einer Aluverkleidung entdeckt.
Unser hauseigener Experte schätzt aufgrund des Gefieders der Kleinen, dass die fünf jungen Bachstelzen wahrscheinlich nur noch eine Woche brauchen, bis sie das Nest verlassen. Das Problem: Sie sind inzwischen so groß und hungrig, dass sie den langen Ausflug zur Müllverbrennungsanlage nicht überstehen würden. Der Betriebsleiter nimmt daraufhin ein kleines logistisches Problem in Kauf und lässt den Lkw eine Woche auf dem Hof stehen, damit der Bachstelzen-Nachwuchs gefüttert werden kann. Es folgen intensive Tage für die Bachstelzen-Eltern, die fast pausenlos den Lkw anfliegen und hungrige Schnäbel stopfen. Nach exakt sieben Tagen trifft die Vorhersage ein:
Die Bachstelzen sind flügge geworden, und der Lkw kann wieder genutzt werden – mit einem abgerockten Kinderzimmer an Bord.
Gecko im Sperrmüll entsorgt
Das war unsere persönliche Weihnachtsgeschichte 2019!
Ende November entdeckt GEM-Mitarbeiter Tobias Göckler bei einer Sperrmüllabfuhr in Rheindahlen ein Terrarium, das nicht zum Sperrmüll zählt. Hinzu kommt, dass es komplett ausgestattet ist. Der Müllwerker wird stutzig, kontrolliert den Inhalt und findet tatsächlich einen Gecko, der sich unter einem Zierstein verkrochen hat. Das Reptil befindet sich in einem schrecklichen Zustand: Dehydriert, abgemagert, die Augen verklebt und fast erfroren.
Ich hatte Zweifel, ob er es schafft.“
Tobias Göckler, Müllwerker
Doch schon gute zwei Wochen nach der Rettung des Leopardengeckos kommt das Happy End.:Das Findelkind konnte bei Mönchengladbacher Reptilien-Experten erfolgreich aufgepäppelt werden. Der Gecko hat seine natürliche Hautfarbe zurück, ist munter, hat deutlich zugenommen und kann in sein neues, liebevolles Zuhause – zu seinem Retter. Auch die Häutungsprobleme von Randall, wie Tobias Göckler den Gecko in Anspielung auf einen Film-Gecko nennt, sind behoben; jetzt kann er auf einem Auge auch wieder sehen. Das zweite Auge kann mit weiterer Pflege vielleicht auch noch gerettet werden. Da der Gecko offensichtlich lange unterversorgt war, steht beim Gewicht allerdings immer noch eine Aufholjagd an.
Ich hab unter anderem Wachsmottenlarven besorgt – davon wird er weiter zulegen.“
Tobias Göckler, Müllwerker
Freudestrahlend nimmt Tobias Göckler ein neues Haustier und eine Auszeichnung von der Tierschutzorganisation PETA mit nachhause. Dort wartet ein großes Terrarium auf Randall, das nicht nur wie sein natürlicher Lebensraum aussieht, sondern auch die passende Wohlfühltemperatur von 30 Grad hat.
Verklebte Augen, voller Hautfetzen, unterkühlt und abgemagert Immer noch kein Idealgewicht, aber kaum noch wiederzuerkennen
Zusammenarbeit mit TASSO
Ein Tier zu verlieren ist schlimm – keine Frage. Doch fast noch schlimmer ist für den Halter die Ungewissheit, wenn sein geliebtes Tier plötzlich verschwunden ist. Hat es sich verlaufen, wurde es angefahren, ist es krank oder irgendwo eingesperrt? Vieles geht den besorgten Tierhaltern dann durch den Kopf. Hier versucht die GEM zumindest etwas zur Klärung beizutragen und arbeitet mit TASSO zusammen. Jedes verstorbene Haustier, das bei uns eintrifft, wird sofort mit einem Lesegerät erfasst. Findet das Gerät die Daten des im Tier implantierten Chips, geben wir diese Daten unmittelbar an das bundesweite Haustierzentralregister weiter.
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