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Grün

Warum aus Ablegern aus dem Garten keine robusten Straßenbäume werden

Hobbygärtner sind begeistert, wenn sie von ihrem Lieblingsbaum einen Ableger im Beet finden. Daraus wird bestimmt auch einmal so ein Prachtexemplar. Mit dieser festen Überzeugung, greifen viele Mönchengladbacher zum Telefon und rufen Hanno Müller und sein Team an, um ihm den Ableger zu schenken, damit daraus ein Straßenbäum wird.

Hanno Müller ist Arborist bei mags und kümmert sich um rund 86.000 Straßenbäume in Mönchengladbach. Doch die Antwort, die Hobbygärtner von ihm bekommen, gefällt den allerwenigsten: „Aus einem Gartenbaumableger wird kein Straßenbaum.“ Da hilft auch gutes Zureden und die beste Überzeugungsarbeit nicht. Hanno Müller muss bei diesem Thema konsequent bleiben. Zurecht!

Eine junge Eiche. Foto: MissesHippie, Pixabay

Was gegen einen Baumableger aus dem Garten spricht

Oftmals ist allein die Baumart schon ein Ausschlusskriterium, um ihn als Straßenbaum zu verpflanzen. So sind Straßenbäume den unterschiedlichsten Belastungen ausgesetzt: Autoabgasen, Streusalz im Winter, der Standort Straßenrand an sich sowie Trockenheit und Hitze im Sommer.

Unter solchen Bedingungen machen Tulpenbaum, Taschentuchbaum und Co. schnell schlapp. Diese Bäume sind besser im Garten aufgehoben, wo sie nicht einem derartigen Stress ausgesetzt sind, sondern gehegt und gepflegt werden können.

Um stressresistenter und für das Leben an der Straße gerüstet zu sein, bedarf es noch mehr als eine robuste Baumart. Dabei spielen die Wurzeln des Baumes eine entscheidende Rolle.

Wenn Bäume zur Schule gehen

„Die Wurzeln sind ausschlaggebend für ein langes Baumleben. Sie sorgen für den nötigen Halt im Boden und nehmen Wasser sowie Nährstoffe für den Baum auf“, erklärt Hanno Müller. Damit die Wurzeln genau diese Aufgaben übernehmen, müssen sie die „Schulbank“ drücken.

In Baumschulen werden die Gehölze in regelmäßigen Abständen an einen anderen Standort gepflanzt. Ziel ist es, dass der Baum einen möglichst dichten Wurzelballen entwickelt. Dies ist wichtig, damit der Straßenbaum an seinem zukünftigen Standort möglichst schnell Fuß fassen kann. Die feinen Wurzeln erschließen schnell den neuen Standort, sorgen für Halt und für die Wasser- und Nährstoffversorgung.

Baumschulbäume in der Abendsonne.

Neben einem dicht ausgebildeten Wurzelwerk muss der angehende Straßenbaum auch in die Höhe wachsen und an Stammdicke zunehmen. Weil das verdammt anstrengend für den Jungbaum ist, erhält er in der Baumschule eine besondere Pflege in Form von entsprechenden Mengen Wasser und Düngemitteln.

Zum Rundum-Sorglos-Paket gehört auch der regelmäßige Schnitt der Baumkrone. Der Fachmann hat dabei den „Leittrieb“ fest im Blick. „Der muss sich vernünftig ausbilden“, betont Hanno Müller. Denn durch den Leittrieb wächst der Baum zügig nach oben. Ist das nicht der Fall, geht der Jungbaum eher in die Breite. Das ist für einen zukünftigen Straßenbaum schlecht, weil er breit gewachsen Fußgänger, Radfahrer und den Autoverkehr behindert.

Ein Baum aus dem privaten Garten hat eine sehr schlechte Anwuchs-Chance an der Straße

Ein Ableger aus dem Garten bekommt diese intensive Pflege nicht. Er darf in der Regel auch so wachsen, wie es die Natur für ihn vorgesehen hat. Das heißt, dass seine Wurzeln ebenso schnell in die Breite wachsen wie sein Kronenvolumen zunimmt. „Er muss seinen Standort erschließen. Das sichert sein Überleben. Denn von der Natur ist es nicht vorgegeben, Bäume an andere Standorte zu versetzen“, erklärt Müller.

Aus so einem kleinen Sämling wird niemals ein robuster Straßenbaum. Foto: Max Kufner, Pixabay

So bildet der Garten-Jungbaum in der Regel zwei bis drei dickere Wurzeln und ein langgezogenes feines Wurzelwerk aus. Wird er ausgegraben, werden dabei fast 90 Prozent der Wurzeln zerstört. Das sind sehr schlechte Bedingungen, um umgepflanzt und an dem neuen Standort anwachsen zu können.

Gehölze werden in Güteklassen eingestuft

Um einen geeigneten Baum für einen bestimmten Standort auszuwählen, hält der Experte in Baumschulen nach Güteklasse Ausschau. Diese legen das Verhältnis zwischen der Baumhöhe, dem Stammumfang und dem Durchmesser des Wurzelballens fest. Entscheidend ist vor allem das Verhältnis zwischen Stammumfang und Wurzelballen.

Ebenso wichtig bei der Auswahl zu wissen ist, wie ein Baum in der Baumschule aufgezogen wurde. Kommt er aus den üblichen Baumreihen oder aus extra weitem Stand. Letzteres ist für einen Baum, der an einer Straße neben einem Haus stehen soll, eher ungünstig.

Die Auswahl an Gehölzen ist groß in Baumschulen. Foto: FLORIANO GELSI, Pixabay

Wenn Hanno Müller Gehölze in Baumschulen kauft, braucht er die Gewissheit, dass er kräftige, gesunde und wüchsige Gehölze pflanzt, die sich bei fachgerechter Versorgung zügig an den neuen Standort anpassen und sich zu pflegeleichten Gehölzen weiterentwickeln.

Der hohe Arbeitsaufwand beim Verschulen von Gehölzen schlägt sich auf den Preis nieder

Baumschulen werden entsprechend ihrer Güteklassen entlohnt. Qualität und Aufwand sind hierbei entscheidend. Und größere Bäume sind teurer als kleinere. Neben dem höheren Preis haben größere Jungbäume noch weitere Nachteile für Hanno Müller: „Sie sind es aus der Baumschule gewohnt über einen längeren Zeitraum regelmäßig ausreichend Wasser und Düngemittel zu bekommen.“

Jüngere Bäume haben es an neuen Standorten deutlich leichter, Fuß zu fassen. Die Baumkronen sind kleiner und die Versorgung mit Nährstoffen der Laubmasse geringer. „Im Laufe der Jahre habe ich festgestellt, dass jüngeren Bäume deutlich an Größe und Masse zulegen und das Wachstum der dickeren Bäume erstmal stagniert,“ sagt Hanno Müller.

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